Rings um den Globus läuft gerade ein Wettrennen zum Thema Bauen aus dem 3D-Drucker. Waren es zunächst nur Bauteile aus Kunststoff, so sollen ja inzwischen ganze Häuser aus dem Drucker kommen. Die Chinesen scheinen sich an die Sptze der Entwicklung zu setzen. Womöglich will man mit den sagenhaft hohen Arbeitszeiteinsparungen die lästigen Heerscharen von Wanderarbeitern woanders hinschicken.
Doch gemach: bis jetzt sieht man jenseits des Einsatzes von indiskutablem Plastik als Schalung für herkömmlichen Beton nur Versuche mit mineralischen Baustoffmixturen, die allerbestenfalls an den traditionellen Mauerwerksbau mit seinen druckbeanspruchten Bauteilen heranreichen. Viel mehr als Gotik 2.0 erreicht man damit nicht. Von Baustoffen, die auch höhere Zugbelastungen abtragen, ist bislang nicht die Rede. Eigentlich befindet sich der 3D-Ansatz noch auf einer Stufe mit Ramses II (ca. 1300-1212 ante zero).
Man darf auch nicht übersehen, dass die reine Erstellung der Raumabschlüsse (der traditionelle Rohbau) nur weniger als die Hälfte vom Gesamtprozess Bauen ausmacht. Selbst wenn man sich die „Versorgungsinnereien“ noch druckbar vorstellen kann – überlebt das Parkett womöglich nur noch als Idee und Foto unter Polyurethan? Und wer druckt die Baugrube?
Solange sich der 3D-Druck nur mit der Nachahmung von Bauweisen beschäftigt, die aus den Bedingungen des Handwerks entstanden sind, kann man keine grundsätzlichen Neuerungen erwarten. Besten- oder je nach Blickwinkel schlimmstenfalls wäre damit Arbeitsplatzabbau verbunden.
Gelingt irgendwann der Einsatz von Baustoffen, die alle sinnvollen Anforderungen an Druck- und Zugfestigkeit, an Feuerwiderstand und verträglichem Temperaturausdehnungsverhalten, an Dauerhaftigkeit, Umweltverträglichkeit und nicht zuletzt Bezahlbarkeit erfüllen, so wäre man in etwa auf dem Level eines nachempfundenen Status quo. Reisst niemand vom Hocker.
Interessant wird die Sache erst, wenn sie zumindest in die Nähe eines Endes weitergedacht wird:
Bislang führt der Weg ja von der Idee im Hirn des Entwerfers über die Analyse der Aufgabe im Hirn des Fachplaners zur Synthese des Gebauten durch die Hand des Ausführenden (ja, Hirn wird er auch noch brauchen). Nimmt man jetzt die evolutionsstrategischen Algorithmen der Bionik mit ins Spiel, dann könnte, vorausgesetzt mit Hilfe einer – bislang hypothetischen – Maschine gelänge die Addition und auch Subtraktion (bisher: Presslufthammer 🙂 ) eines geeigneten Baustoffs in beliebiger Form und an beliebiger Stelle, dieser Prozess in rückgekoppelter Form dem Material selbst überlassen werden. Materialanbau zum Ausgleich von Spannungsspitzen, Abbau wo nicht benötigt. Baumpapst Mattheck lässt grüßen (natürlich breit auf Sächsisch).
Und: man sollte sich keine Illusionen darüber machen, mit welchem Anteil das geglückte Überleben unserer Bauwerke auch bisher nur durch die „Schläue des Materials“ zu beziffern wäre…