Stetig wachsendes Problem: Einlegearbeiten

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Seit Jahren lässt sich eine ungebremste Zunahme der Leerrohr-Installation in den Decken des Wohnungsbaus verfolgen. Bei jedem Bauvorhaben wird nochmal was draufgesattelt. Ein um sich greifendes  Missverständnis der E-Planer : der verbaute Beton als Einbettungsmedium für Kilometer von Leerrohren. Andererseits : was nützt die umfassendste Versorgung mit elektrischer Energie wenn das genutzte Gehäuse mangels Beton nicht stehen bleibt … Die Praxis der E-Planung speziell im Wohnungsbau befindet sich auf einem Weg, der solcherart fortgesetzt zum Holzweg wird. Wenn sich der real geplante Leitungs- und Leerrohr-Overkill letztendlich nicht mehr in den vollgestopften Bauteilen unterbringen lässt sollte auch dem letzten Elektroplaner in der so hell erleuchteten Birne zumindest ein Fragezeichen erscheinen. Nirgendwo ein Ansatz die zunehmend grenzwertige Praxis in Frage zu stellen. Es wird immer noch zu häufig vom bewehrungsabnehmenden Ingenieur verlangt, dass er doch bitte ohne Aufhebens das erzeugte Fiasko freigeben möge. Mir sind Stahl“beton“decken untergekommen, die nicht betoniert werden konnten – weil schlicht kein Platz mehr für den Beton da war. Auch frühzeitige Appelle an den E-Planer führen nicht zum Erfolg einer geordneten Leerrohrtrassenführung weil im Regelfall die entsprechenden Hinweise des Tragwerklers nicht ihren Weg bis aufs Vesperbrotpapier des  Ausführenden vor Ort finden.

Literatur zur Bemessung von Decken mit eingebauten Leitungen gibt es vereinzelt (z.B. C. Thiele : „Zum Tragverhalten von Stahlbetonplatten ohne Querkraftbewehrung mit integrierten Leitungsführungen, Dissertation Kaiserslautern 2010). Die Theorie führt aber nicht weit. Das auf der Baustelle anzutreffende Chaos der übereinander liegenden Leitungen und völlig planloser Kreuzungen spielt offensichtlich in einem ganz anderen Teil des Sonnensystems.

Die Entwicklung lässt sich m.E. nur durch komplette Trennung der Gewerke in wieder vertretbare Bahnen lenken. Die E-Installation muss logisch unter der Decke verlegt werden. Die direkt verbaute Deckenbekleidung (z.B. Knauf®  Deckensystem) lässt ausreichend Raum zwischen den Abstandsprofilen. Planungsseitig „bekommt“ die E-Installation ein wohnungszentrales Installationselement, das gleichzeitig die Unterverteilung mit Sicherungen, den Heizungsverteiler, die Verbrauchsmessung und die Medien beinhalten kann. An der Deckenunterseite wäre eine Aussparung zur Aufnahme der Kabelrundungen etc. vorzusehen.

Elektro

Die Vorteile:

  1. Entflechtung der Gewerke, damit zügiger Rohbauablauf ohne Wartezeiten auf den Leerrohrverleger
  2. kein „Vorab-Installateur“ noch vor Vergabe E-Gewerk nötig
  3. Leitungsbeschädigungen während der Bewehrungs- und Betonierarbeiten ausgeschlossen
  4. Installation innerhalb der Wohneinheit, keine „Reparaturleitungen“ oberhalb der Geschoßdecke und des Brandabschnitts
  5. Kabel- statt Leerrohrinstallation
  6. Zugänglichkeit, Veränderungs- und Erweiterungsmöglichkeit
  7. nutzungsangepasster Einbau von Spot-Beleuchtungen, Einbau in Elementdecken passt fertigungsbedingt oft nicht und passt schon gar nicht mehr bei Nutzungsänderung

Die Nachteile:

  1. Die 45 mm zusätzliche Installationsebene verlangen bei üblichen Geschoßhöhen von 2,90 m eine Mehrhöhe von 1,5%.
  2. Die Kosten für die Deckenverkleidung sind nicht vernachlässigbar.

Die Mehrkosten relativieren sich wenn man sich vergegenwärtigt, dass der bisher praktizierte Einbau in die Rohdecke durchaus Reibung verursacht. Wenn der Installateur merkt, dass immer wieder Nachbesserungen nötig werden, wird er seine Einheitspreise überdenken. Der Ingenieur wird sich seine Zeit für die Mehrfachabnahme bezahlen lassen. Und letztlich werden mit der Leerrohrorgie Tragreserven im Bauwerk in Anspruch genommen, die man lieber für Wichtigeres vorgehalten hätte.

Es ist zu hoffen, dass endlich mal ein Bauträger die (gar nicht so überzeugend) bewährten Wege nicht weiter verfolgt sondern von seinen E-Planern eine durchgängig höhere Qualität fordert.

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