Heute weiß ja jeder was Ökologie ist, oder? Indem der Begriff mit zunehmender Breite Eingang in die Alltagswelt des Einzelnen gefunden hat scheint er jedoch in gleichem Maß an Tiefe verloren zu haben. Offenbar der übliche Banalisierungsprozess im Zuge gesellschaftlicher Absorption. Hier sei mal an einen der Großen der jüngeren Ökologiebewegung erinnert, Louis G. Le Roy. Bei jedem, der 1980 seinen Vortrag beim Kongress „Natürlich Bauen“ in Frei Ottos Institut für leichte Flächentragwerke erleben durfte, hat er lebenslang prägende Spuren hinterlassen.
Das faszinierende Bild eines einsam blühenden, sich in der Fuge zwischen Gehwegplatte und Hauswand behauptenden Löwenzahns, auf eine 4 Meter hohe Leinwand projiziert, schlug alle Zuhörer in seinen Bann. Mit seinen genau 2 Worten: „Taraxacum officinale“ gab Le Roy all die rührenden Versuche unserer Generationen von Planern, Stadträume mit irgendwas Grünem zu möblieren, einer hilflosen Lächerlichkeit preis. Auch in Jahren wird man noch den Waschbetonkübel samt sibirischer Zwergtanne sommers per Tankfahrzeug bewässern, der Löwenzahn wird da schon längst beseitigt sein.
Le Roys Ziel war es, Wechselwirkungen zwischen Mensch und seiner Umwelt in Richtung wachsender Komplexität zu ermöglichen und zu unterstützen. Die experimentelle Gestaltung eines ganzen Straßenzuges im niederländischen Heerenveen mit Bauschutt und Pflanzungen ist legendär.
Ein wesentlicher Aspekt der Ökologie in seinem Sinne hat nie Eingang in die öffentliche Diskussion gefunden, die Beschränkung. Wie denn auch, mit Nichtstun lässt sich nun mal kein Umsatz erzielen, wo sich doch alles, was nicht offensichtlich gesundheitsgefährdend oder durch Kindersklavenarbeit erzeugt wurde so toll als „nachhaltig und ökologisch“ verkaufen lässt. Le Roy sinngemäß: „ In ihrem Garten liegt eine Steinplatte. Sie heben sie hoch um zu sehen, was denn darunter los ist und geben sie genau wieder an ihren Platz, dann handeln Sie umweltbewusst. Wenn Sie Ökologie verstanden haben lassen Sie die Platte an ihrem Platz liegen.“
Ist das zu schaffen?
Literatur:
Louis G. Le Roy, Natur ausschalten – Natur einschalten, Klett-Cotta, Stuttgart 1978